Huysmans, <i>Kathedrale</i>, Roman, <a href="http://www.kirchheimverlag.de/belletristik/huysmans-kathedrale.htm" target="_blank" rel="noopener noreferrer nofollow"><b>>>>> dort</b></a>.<img class=" wp-image-23916 alignright" src="https://dschungel-anderswelt.de/wp-content/uploads/Huysmans-Kathedrale-188x300.jpg" alt="" width="106" height="169" />
<blockquote>Da war noch die Wiver, eine Art Melusine, halb Weib und halb Schlange, von der der heilige Ambrosius versichert, daß sie ein sehr grausames, tückisches und erbarmungsloses Tier sei. Dann der Manicorne, der das Antlitz eines Mannes hat, blaugründe Augen, eine blutrote Löwenmähne und den Schwanz des Skorpions. Er fliegt wie ein Adler, und seine Gier ist unersättlich. Weiter der Leonerotte, eine Kreuzung der männlichen Hyäne und der Löwin, er hat den Leib eines >Esels, die Beine eines Hirschs, die Brust einer großen Raubkatze und das Haupt eines Kamels mit fürchterlichen Zähnen. Weiter der Tharande, der nach Hugo von Saint-Victor die Gestalt eines Ochsen, das Profil eines Hirschs und das Fell eines Bören aufweist und wie das Chamäleon die Farbe wechselt. Und schließlich noch der Meermönch, der seltsamste von allen, denn Vinzenz von Beauvais sagt von ihm, seine Brust sei mit Schuppen bedeckt, an Stelle der Arme habe er Flossen, an denen sich scharfe Krallen befinden, und sein Mönchshaupt mit der Tonsur läuft in ein Karpfenmaul aus.
(...)
Der Hahn steht für das Gebet, den Glaubenseifer, den Prediger und die Auferstehung, denn er erwacht am frühen Morgen zuerst. Der Pfau ist eiem alten Autor zufolge "mit einer Teufelsstimme und einem Engelsschwanz" ausgestattet und damit eigentlich in sich selbst ein Widerspruch. Er verbildlicht nach dem alten Antonius von Padua die Hoffart und die Unsterblichkeit und auch die Wachsamkeit, wegen der vielen Augen auf seinem Schweif. Der Pelikan ist ein Sinnbild der Kontemplation und der Barmherzigkeit, oder, folgt man der heiligen Magdalena von Pazzi, der Liebe. Der Sperling bedeutet Bußfertigkeit, die Schwalbe die Sünde. Nach Hrabanus Maurus verkörpert der Schwan die Hoffart, nach Thomas de Catimpré den Eifer und die Sorge. Die heilige Mechthild sieht in der Nachtigall die liebeerfüllte Seele und in der Lerche den Menschen, der seine guten Werke freudig verrichtet. Hier ist anzumerken, daß in den Fenstern der Kathedrale von Bourges die Lerche die christliche, gegenüber Kranken geübte Barmherzigkeit darstellt. (....) Das geht ja alles ziemlich durcheinander, seufzte Durtal, und ich fürchte, daß es bei den Säugetieren und den übrigen Tieren nicht besser sein wird.
<i>S349/350, dtsch.v. Susanne Farin</i></blockquote>
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